Kölner Stadt Anzeiger v. 03.06.2002
Blankenheim-Ahrdorf - Fast 20 Jahre war es her, dass in Ahrdorf zum letzten
Mal das große Spektakel eines Seifenkistenrennens organisiert wurde.
Nachdem die Nachwuchsrennfahrer von einst zu erwachsenen Männern
geworden sind, beschloss man nun im Dorf, den Event mit früherer
langer Tradition wieder zu beleben. Nach wochenlanger Vorbereitung war
es am Wochenende wieder soweit: „Rennstrecke frei“, hieß
das Motto, das am Samstag und Sonntag im Abstand von wenigen Minuten aus
den Lautsprechern schallte.
„Petrus hat großes Verständnis für uns“,
meinte einer der gestressten Organisatoren angesichts des Wetters. Denn
anlässlich der beiden Renntage sorgte strahlender Sonnenschein für
beste Bedingungen auf und neben der Piste. Die Strecke, die die wagemutigen
Piloten in ihren selbstgebauten Seifenkisten bewältigen mussten,
war rund 650 Meter lang. Nach dem Start in der Nähe der Feriendorfes
ging es hinunter in den Ortskern.
Der Höhenunterschied von gut einhundert Metern sorgte dafür,
dass die Rennmaschinen ein enormes Tempo erreichten. Entlang der Strecke
hatte man extra drei Schikanen eingebaut, um die Geschwindigkeit der rasenden
Kisten zu drosseln. Eine exakte Zeitmessung mit Laserhilfe sorgte dafür,
das der Wettkampf auch sportlich korrekt ablief. Zahllose Polster und
ausgemusterte Reifen an den gefährlichen Stellen sollten im Unglücksfall
schlimmere Schäden an Menschen und Maschinen verhindern.
Am Samstagnachmittag war zunächst der Rennfahrernachwuchs an der
Reihe. Die Kinder brausten in Kettcars die Strecke hinunter, die für
die noch unerfahrenen Piloten extra verkürzt worden war. Doch auch
sie erreichten noch eine Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 30 Stundenkilometern.
Dass die Organisation des Spektakels perfekt war, zeigte sich, als das
einzige Mädchen im Starterfeld, die zwölfjährige Sarah
Schröder aus Schmidtheim, direkt vor den Augen der Jury in die gut
gepolsterte Bande brauste. Im Nu eilten Helfer herbei, die ihr Gefährt
wieder reparierten. Auch ein Abschleppwagen war sofort zur Stelle.
Bei diesem Zwischenfall brauchten die Sanitäterinnen vom Roten Kreuz
nicht einzugreifen, doch wenig später waren ihre Dienste gefragt.
Denn ein kleiner Rennfahrer hatte sich am Fuß verletzt. Doch vor
der ärztlichen Behandlung wollte er zunächst noch seinen dritten
Lauf absolvieren. Also machten sich die hilfsbereiten Damen auf den Weg
zum Ziel, wo dann ein Eisbeutel die Leiden des unverzagten Mini-Rennfahrers
linderte.
Der Streckensprecher hatte unterdessen die Aufgabe, die Zuschauer gleichzeitig
über zwei sportliche Wettkämpfe zu unterrichten. Denn im fernen
Sapporo lief ja auch noch das erste Weltmeisterschaftsspiel der deutschen
Fußball-Nationalmannschaft. Doch nach dem 5:0 unterschlug er doch
glatt die restlichen drei Tore. Dafür war es an der Rennstrecke einfach
zu spannend. „Es riecht nach Gummi“, kommentierte er, als
eine der insgesamt 23 Seifenkisten leicht schleudernd um die scharfe Kurve
kurz vor dem Ziel schoss. Eine neue Bestzeit und der Applaus der Zuschauer
waren der Lohn dieser spektakulären Aktion.
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